Header-Image

Tipps zur Motivauswahl

Bei der Erstellung von luftbildarchäologischen Aufnahmen sollte man einige Punkte beachten, um den größtmöglichen Erfolg und eine optimale Auswertung zu gewährleisten.

Redundanz

Gelingt es einem, einen schönen Befund aus der Luft zu fotografieren, ist es später sehr ärgerlich, wenn man feststellt, dass die entscheidenden Aufnahmen aufgrund von Bewegungen oder Vibrationen des Multikopters unscharf oder verwackelt sind. Deshalb empfiehlt es sich in jeder Einstellung die Kamera mehrmals auszulösen, um später die beste Aufnahme aus einem Set von Aufnahmen auswählen zu können.

Aufnahmerichtung

Bei allen archäologischen Befunden sollte ein Anflug aus verschiedenen Richtungen erfolgen. Zum einen erlaubt dies eine bessere Einordnung des Befundes in seine nähere Umgebung, zum anderen kann ein Perspektivwechsel unter Umständen zusätzliche Erkenntnisse bringen. Besonders bei Bewuchsmerkmalen kann die Anflugrichtung darüber entscheiden, ob überhaupt ein Bodendenkmal zu erkennen ist [1].

Kreisgraben im Gegenlicht
Abb. 1: Kreisgraben, aufgenommen im Gegenlicht (Aufnahmedatum 03.04.2016). Auf dem Bild sind keine Bewuchsmerkmale zu erkennen.
Kreisgraben
Abb. 2: Derselbe Kreisgraben aus Abb. 1, nur wenig später aufgenommen, diesmal aber aus der entgegengesetzten Richtung mit dem Sonnenlicht. Die jungen Pflanzen des Wintergetreides auf dem Kreisgraben heben sich deutlich von den anderen Pflanzen durch eine dunklere Färbung ab.

Die Variation der Flughöhe und des Abstands zum Befund bewirkt eine Änderung des Kamerawinkels. Auch dies kann zu zusätzlichen Informationen führen. Gerade Bewuchsmerkmale, die durch unterschiedliche Wuchshöhen entstehen, stellen sich in Schrägaufnahmen wesentlich plastischer dar als zum Beispiel in einer Senkrechtaufnahme (siehe dazu auch ein Beispiel des Kreisgrabens aus Abb. 1 in der Galerie).

Licht und Schatten

Für die Aufnahme von Bewuchsmerkmalen ist ein Flug bei tiefstehender Sonne sinnvoll, um die Befunde durch den bei unterschiedlichen Wachstumshöhen entstehenden Schattenwurf noch deutlicher erkennen zu können. Dabei sollte man aber darauf achten, dass bei Aufnahmen aus Richtung der Sonne der Winkel so gewählt wird, dass nicht der sogenannte "Heiligenschein" entsteht. Dabei stehen die Sonne, die Aufnahmerichtung der Kamera und das fotografierte Objekt auf einer Linie. Beachtet man diesen optischen Effekt nicht, entstehen Luftaufnahmen mit einem deutlich erhellten Bereich, in dem ein schwarzer Punkt (Schatten des Multikopters) zu sehen ist. Dies kann die Bildinformationen so stark überlagern, dass die Aussagefähigkeit eines Luftbildes stark beeinträchtigt ist. Ein sich ähnlich auswirkendes, aber selteneres Phänomen ist der "Oppositionseffekt" .

Aufnahme einer villa rustica mit Oppositionseffekt
Abb. 1: Beispielaufnahme einer villa rustica mit "Oppositionseffekt" (Aufnahmedatum 12.05.2018). Der "Heiligenschein" überstrahlt den rückseitigen Teil des Hausgrundrisses, so dass nicht zu erkennen ist, ob sich auch dort eine Grundmauer als negatives Bewuchsmerkmal abzeichnet.

Referenzpunkte

Besonders einzelne oder kleiner Befunde verleiten den Luftbildfotografen, den Befund möglichst formatfüllend und in allen Details aufzunehmen. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, auch Übersichtsaufnahmen zu machen, um einem Betrachter die Orientierung zu erleichtern. Auch sollte versucht werden, nicht bewegliche Geländepunkte wie Feldgrenzen, Feldwegkreuzungen, Strommasten o.ä. mit abzulichten, um auch nach Jahren noch eine Zuordnung im Gelände zu ermöglichen bzw. das Objekt wiederzufinden.

Nachbarflächen

Da Bodendenkmäler sich nicht unbedingt an moderne Ackergrenzen und Wegenetze halten, empfiehlt es sich nach der Aufnahme des eigentlichen Befundes auch in einem "Rundumblick" die benachbarten Flächen zu fotografieren. Ein anschauliches Beispiel, wie sinnvoll es sein kann, auch Nachbarflächen ins Visier zu nehmen, findet sich in der Galerie.


[1] Leidorf 2008